Warum denn alleine? Zu zweit ist es doch viel schöner. Im Triathlon gibt es viele erfolgreiche Geschwister. Die bekanntesten sind sicherlich die Brownlee-Brüder aus Großbritannien. Aber auch in Deutschland gibt es einige Geschwister, die die Liebe zum Ausdauerdreikampf teilen. Zum Beispiel Bianca und Rico Bogen. Die Geschwister trainieren viel zusammen, teilen eine Leidenschaft und haben einen gemeinsamen Traum.
Bianca (21 Jahre) und Rico Bogen (19) haben einen Traum. Dieser Traum, der geht so: Sie entwickeln sich leistungsmäßig Schritt für Schritt weiter und gehören in ein paar Jahren zu den besten deutschen Triathleten. Dann stehen Olympische Spiele an. Bianca und Rico sind jeweils so gut geworden, dass sie es schaffen, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Dort starten sie dann gemeinsam im Mixed Relay. „Das wäre das Allergrößte, was wir als Geschwister erreichen können“, sagt Bianca. Und Rico sagt: „Ein gemeinsamer Start bei der Mixed-Relay-WM wäre schon cool. Aber zusammen bei Olympia, das wäre das i-Tüpfelchen.“
Die beiden sind schon das eine oder andere Mal zusammen in einem Mixed-Relay-Rennen gestartet. Das war jeweils beim Ländervergleichskampf, wenn nach den Wettbewerben der Jugend-DM die Bundesländer in Teams gegeneinander antreten. Dort war die Mannschaft aus Sachsen aber nie gut genug, um einen Platz ganz weit vorne im Ranking zu erreichen.
Triathlon ist die große Leidenschaft der beiden Geschwister. Beide spielen auch ganz gerne Volleyball, Rico steht auch mal an der Tischtennisplatte, „aber da haben wir nicht so das ganz große Talent“, wie Rico sagt. Im Triathlon ist das anders. Da haben sie seit dem Wechsel vom Schwimmen zum Ausdauerdreikampf vor rund vier Jahren große Entwicklungssprünge gemacht. Bianca belegte 2018 beim Weltcup-Wettbewerb in Chengdu (China) Rang vier, gewann in diesem Jahr ein Continental-Cup-Rennen. Rico nahm 2019 an den Junioren-Europameisterschaften in Weert (Niederlande) teil.
Triathlon ist für Bianca und Rico dabei mehr als nur eine Sportart. Es ist auch die Möglichkeit, viel Zeit miteinander zu verbringen. Sie machen lange Trainingsläufe zusammen, reisen – wenn möglich – gemeinsam zu Wettkämpfen, unterstützen sich vor Ort. „Es ist schön, wenn man das alles zusammen machen kann“, sagt Rico. Ist einer der beiden bei einem Wettkampf, checkt der andere gleich nach dem Rennen die Ergebnisse oder schaut das Rennen im Livestream. „Man fiebert mit seinem Bruder auch total mit“, sagt Bianca. Bianca freut sich dann über die Erfolge von Rico. Und Rico freut sich über die Erfolge von Bianca. Neid entsteht nicht. Die Erfolge sind vielmehr Ansporn. „Wenn einer etwas geschafft hat – Bianca etwa ist ja schon im Weltcup gestartet – dann weißt du, du kannst das auch schaffen“, sagt Rico.
Sie genießen es, wenn sie sportlich etwas zusammen machen können. Konkurrenz, ein ständiges miteinander messen, wie das bei Brüdern oftmals der Fall ist, gibt es nicht. „Ich bin ja leistungsmäßig deutlich besser als Bianca“, sagt Rico und fügt an: „Es ist dann eher so, dass ich sie im Training anfeuere, wenn ich mit meinem Programm schon fertig bin.“
Schon als kleine Kinder waren sie bei Laufwettkämpfen und Triathlons als Zuschauer dabei, wenn ihre Eltern starteten. Es dauerte nicht lange, da nahmen die beiden selbst aktiv an Nachwuchsrennen teil. In der Regel gewannen sie, oftmals auch gegen ältere Kinder. „Triathlon fanden wir schon damals cool“, sagt Rico. Trotzdem verschrieben sie sich erst einmal dem Schwimmen. Kinder, die diese Sportart betreiben, werden bereits in der fünften Klasse am Sportgymnasium in Leipzig aufgenommen. Triathleten erst ab der achten Klasse.
Bianca war in ihrer Spezialdisziplin, dem Rückenschwimmen, immer mit auf dem Treppchen in ihrem Jahrgang. Mit der zehnten Klasse des Sportgymnasiums gewannen sie den Weltmeistertitel beim Schulwettbewerb Jugend trainiert für Olympia. Doch die vielen Kilometer im Schwimmbecken wurden über die Jahre etwas eintönig. Als dann praktisch ohne Lauf- und Radtraining den Kult-Triathlon am Kulkwitzer See in Leipzig gewann, kam der Entschluss, gemeinsam mit ihrem Bruder Rico zum Triathlon zu wechseln. Die Bewegung an der frischen Luft machte doch mehr Spaß.