25.06.23 – Bianca und Rico

Sechs Tage vor dem Rennen in der 1. Bundesliga schrieb ich in Ansbach eine Prüfung, von dort ging es mit meinen Eltern in den Urlaub am Schliersee. Natürlich war für die Urlaubsplanung mal wieder ein Triathlon verantwortlich.

Die Gegend ist wunderschön, wir konnten die langen Anstiege mit dem Rad genießen, die wir in Leipzig vermissen. Dabei konnte ich ein E-Bike von unserem Vermieter Rick nutzen. Damit der Akku nicht vor dem Ende der geplanten Radrunde schlapp macht, nutze ich die Unterstützung meist nur an den Steigungen. Wollte ich schneller als 25 km/h fahren, musste ich eh alles aus eigener Muskelkraft schaffen.

Am Freitag kam mit dem Zug mein Freund dazu. Wir hatten ein schönes verlängertes gemeinsames Wochenende mit einer Tageswanderung geplant.

Mein Teamleiter Thomas machte wegen der 1. Bundesliga auch Urlaub in der Nähe vom Schliersee und teilte mir am Samstag mit, dass sich ein geplantes Teammitglied den Arm gebrochen hat und es ihm trotz zahlreicher Anrufe nicht gelungen ist, 4 Starterinnen aufzustellen. Damit das Wittener Team überhaupt antreten darf, sind 3 Triathletinnen notwendig. Ich könne aber nach den 750m Schwimmen im Schliersee aussteigen.

Die Entscheidung viel mir nicht ganz leicht, weil ich doch im 8. Monat schon eine ganz schöne „Kuller“ zu tragen habe und schon länger keine 5km mehr gelaufen bin.

Aber mein Team wollte ich auch nicht hängen lassen.

Nach der 1. Disziplin (750m Schwimmen) hätte ich aussteigen können. Dann kommt das Wittener Team zumindest in die Wertung, allerdings für die ausgestiegene Person mit der höchsten Punktzahl aller Starterinnen zzgl. Strafpunkt, was für die Teamwertung nicht gut ist.

Vorsichtshalber und wie vorgeschrieben stellten wir ein Rennrad von einer Mutti aus dem Wittener Männer Team in die 1. Wechselzone und leider nur mit meinen Radschuhen, die keinen Klettverschluss für einen schnellen Ein- und Ausstieg hatten.

Laufschuhe borgte mir Sophia Saller aus unserem Team. Die wurden in die 2. Wechselzone oben am Spitzingsee gestellt.

Ich war mächtig aufgeregt. Was würde mein Körper mit meinem Baby zu dem Wettkampf sagen? Kurz nach Mittag – die Sonne stand hoch und es war mächtig warm – der Startschuss in der 1. Triathlon Bundesliga. Ich lief verhalten ins Wasser, um mich aus dem Gedränge rauszuhalten. Einen Tritt gegen meinen Babybauch wollte ich vermeiden. Das Schwimmen lief erstaunlich gut. Nach 750m kam ich im Mittelfeld raus. Da ich also nicht Letzte war und sich der weitere Wettkampf am Spitzingsee abspielen sollte – wo sich meine gesamte Familie befand – stieg ich mit den anderen Sportlerinnen doch auf´s Rad. Leider hatte das Leihrad für das sehr hohe Anfangstempo leicht bergab keine ausreichende Übersetzung und ich konnte die Radgruppe, welche zu der großen Gruppe vorne aufschloss – nicht halten und fuhr fast 12 km allein. Am 3,8 km Anstieg mit 350 Höhenmeter zum Spitzingsattel wurde ich überholt, aber nicht komplett „durchgereicht“ und mir ging es weiter gut. Daher beschloss ich, so lange zu laufen, bis ich Letzte bin. Nach der 1. Runde (2,5 km) wurde mir zugerufen, dass noch 4 Sportlerinnen hinter mir sind. Meine Familie, mein Team und sogar andere Teams feuerten mich an und mein Freund rief mir zu „ich solle es jetzt auch durchziehen“ und genau das tat ich auch. Ich rannte auch die zweite Runde in meinem Tempo und konnte am Ende noch ein wenig beschleunigen und kam nicht als Letzte ins Ziel. Mir ging es die ganze Zeit gut und ich bin irgendwie stolz den Triathlon komplett durchgezogen zu haben.

Im Ziel erfuhr ich, dass meine Mama im offenen Sprinttriathlon den 2. Platz belegt hat.

Außerdem freute ich mich mächtig über das gleiche Ergebnis von meinem Bruder. Rico erreichte ebenfalls mit Platz 2 das erste Mal das Podium in einem Rennen der 1. Triathlon Bundesliga! Dazu nachfolgend Rico sein Bericht:

Der Triathlon am Schliersee wird von einer blauen Matte aus gestartet, die an der Wasserkannte liegt. Bei den offenen Wettkämpfen folgen dahinter einige Reihen von Sportlern. In der 1. Bundesliga reichen meist die Nummern aus, so dass gleichzeitig nebeneinander (je Team) wenige Schritte in den Schliersee gerannt wird, der Rest wegen der Tiefe natürlich geschwommen. Ich hatte einen guten Start und konnte mich schon an der ersten Boje nach 300m an die dritte Position setzen und schwamm bis zum Ausstieg nach 750m auf die Position zwei vor. Danach folgten mit nur kurzen Abständen die weiteren Sportler. Im Gegensatz zu den offenen Wettkämpfen wird bei uns auf dem Rad Windschatten gefahren. Bis zum Berg (ca. 12 km) zählte unsere 1. Radgruppe 16 Leute.

Beim ca. 4km langen Anstieg zum Spitzingsattel hoch wollte ich meine Radstärke ausspielen und fuhr an Position eins in den Berg. Dabei konnten mir nur noch Mark Devay, Lasse Priester und Sergio Baxter folgen. Wir drückten ordentlich und waren sogar 14 Sekunden schneller als der Bergkönig des Vorjahres (Jonas Breinlinger). Ich konnte meine Bergzeit gegenüber 2022 um 50 Sekunden verbessern.
Da ich als erster in den Berg reingefahren bin, verpasste ich den KOM auf Strava um wenige Sekunden – das Segment wird nächstes Jahr wieder angegriffen!

Nach schnellem Wechsel stürmte ich in Führung auf die 5-km-Laufstrecke am Spitzingsee. Allein Lasse Priester überholte mich. Marc Devay fiel nach einer von zwei Laufrunden mit Wendepunkten ab. Der sehr schnelle Läufer Sergio Baxter kam noch auf – überholte mich aber bis ins Ziel nicht mehr! Die letzten Meter waren ein richtiger Endspurtkrimi, mit einem Wendepunkt auf Schotter und einer scharfen Kurve auf dem Teppich zum Ziel. Mein Traum vom Podium bei der 1. Triathlon Bundesliga wurde wahr! Überglücklich kam ich als Zweiter ins Ziel. Mit meinem Team Berlin waren wir mit einem 4. Platz auch erfolgreich und liegen derzeit punktgleich mit dem HEP Team auf dem 3. Platz in der Gesamtwertung.

In zwei Wochen bin ich wieder in der 1. Triathlon Bundesliga am Start. Im Rahmen der „Finals“ geht es da in Düsseldorf um die Deutsche Meisterschaft in der Sprintdistanz. Am Samstag (08.07.23) 10:30 Uhr ist der Männerstart, welcher auch im Fernsehen übertragen wird. Ich starte sogar noch zusätzlich am Abend zuvor um 18:05 Uhr in der Team Relay für Berlin, bestehend aus zwei Männer und zwei Frauen als Staffel nacheinander startend.