Rico – 19.06.2023

Mein Sieg vor drei Wochen beim einzigen Profi 70.3 Ironman in Deutschland hatte einen Medienrummel für mich ausgelöst, den ich so noch nicht kannte. Kraichgau ist ein bekannter und beliebter Mitteldistanztriathlon und den 2-fachen Weltmeister Patrick Lange zu schlagen, war schon toll. Danke nochmal für die vielen Glückwünsche!

Tortzdem habe ich konzentriert noch einen guten 2,5 Wochen Trainingsblock gesetzt und bin motiviert nach Luxemburg gefahren.

Ich wurde sogar zur Pressekonferenz eingeladen und von vielen Leuten als Mitfavorit gehandelt.  Mit James Mitchell bekam ich ein eigenes Fotoshooting und wurde vor dem Rennen von IRONMAN innerhalb der „Fighting Chance“ Serie für den Radabschnitt vorgestellt. Bisher konnte ich in all meinen Mitteldistanz Rennen immer unter den Top 3 aus dem Wasser und als 1. vom Rad steigen. Ob ich diese Serie fortsetzen kann?

Streckencheck auf der schönen Radrunde – © James Mitchell

Ich freute mich sehr auf mein Rennen, die Radstrecke war auch landschaftlich sehr schön – wenn da nur meine Wetter-App eine geringere Zahl angezeigt hätte… da standen 30 Grad, was in der prallen Sonne einiges mehr bedeutet. Da der Start erst 8:45 Uhr angesetzt war, musste ich irgendwie die Mittagshitze im Rennen überstehen.

Auf dem Weg zum Start – © Ingo Kutsche

Wir schwammen die 1,9km bei 24 Grad Wassertemperatur ohne Neoprenanzug in dem Fluss Mosel. Die ersten 800m schwamm ich kontrolliert an der zweiten Position gegen die Strömung. Nach der Wende wollte ich das Schwimmen schneller machen und eine Lücke reisen. Trotz sehr stark besetztem Feld mit guten Schwimmern schaffte ich es zwischenzeitlich mich allein in der Spitze abzusetzen. Allerdings schwamm Jan Stratmann meinen Vorsprung wieder zu und nahm dabei 6 weitere Sportler im Wasserschatten – wie an einer Perlenschnur – mit.
So stieg ich als Erster einer 8 Mann Gruppe aus dem Wasser.

Auf dem Rad schlug ich gleich ein hohes Tempo an, drückte um die 360 Watt, aber die starke Konkurrenz kann auch Rad fahren. Es bildete sich eine 6-Mann-Gruppe.
Nach ein paar weiteren Ausreisversuchen auf den ersten flachen 30 km erkannte ich, dass es keinen Sinn macht vorne allein im Wind zu fahren und stellte fest wie krass der Unterschied an den folgenden Positionen ist. Trotz 12m-Mindestabstand fuhr ich an Position 4 nur noch 260 Watt bei ähnlicher Geschwindigkeit. Da hatte ich wohl sinnlos einige Körner zu viel „verpulvert“?

Bei einer schnellen Abfahrt – © James Mitchell

Dann ging es in das bergige Hinterland. Dort attackierte ich noch mehrfach, fuhr die Berge mit 400 Watt hoch, verkleinerte aber „unsere 6er-Gruppe“ nicht. Nur Jan Stratmann und Youri Keulen übernahmen auch mit die Führungsarbeit. Die anderen Drei – die später auf dem Podium standen –  sah ich nie vorne.

Mein Wechsel zum Halbmarathon war diesmal nicht so schnell wie gewohnt, weil ich erst noch meine zwei kühlenden Flaschen aus dem Kühlbeutel holen und im Trikot unterbringen musste. So lief ich mit gefühlt 2 kg zusätzlichem Wasser am Körper an Position 6 los und versuchte mein eigenes Tempo zu finden. 3:20/km gingen zu Beginn schön flüssig, aber ich merkte bald, dass mein Körper mit der Hitze zu kämpfen hatte. In Kraichgau – bei ca. 10 Grad weniger – konnte ich mit 3:14/km anlaufen und hatte nur wenig Tempoverlust unterwegs.

Quälerei bei der Hitze beim Laufen – © Ingo Kutsche

Wir liefen auf einer großen Straße, fast ohne Schatten. Meine Beine wurden immer schwerer. Jeweils 5 km ohne Verpflegungsstation machte eine Kühlung des Körpers auch nicht leichter.
Auf der letzten von drei Runden konnte ich wieder das Tempo der Führenden laufen, als sich endlich ein paar Wolken vor die Sonne geschoben hatten, an meiner Position änderte sich aber leider nichts mehr. Sehr durstig lief ich nach 3:53:18 h als Sechster ins Ziel.

Versucht jede mögliche Abkühlung zu bekommen – © Ingo Kutsche

Im sehr stark besetzten Feld und meinem ersten Profijahr sollte ich zufrieden sein. Wir fuhren auf dem Rad Streckenrekord. Mein Ziel, das Podium zu erreichen, hatte ich aber verpasst.
Fazit ist, ich muss an meiner Hitzeverträglichkeit arbeiten.

Vielen Dank vor allen an meinen Trainer Josef Spindler mit seiner Frau Diana Riesler für die Unterstützung vor Ort.

Meine Betreuer vor Ort links Diana Riesler und rechts Josef Spindler – © Ingo Kutsche

Nächste Woche starte ich am Schliersee über die Sprintdistanz für das Team Berlin in der 1. Bundesliga. Dort gilt es nach 750m Schwimmen, auch die 4km Antieg mit im Schnitt 9,3% Steigung zum Spitzingsattel gut zu bestehen, mit abschließendem 5km Lauf entlang des Spitzingsees.

Zwei Wochen später starte ich bei den Deutschen Meisterschaften in der Sprintdistanz in Düsseldorf im Rahmen der Finals.